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ÖDP im Gespräch: „Mobilfunk – Gefahr für die Gesundheit?“ mit Prof. Dr. Klaus Buchner

In der Reihe „ÖDP im Gespräch“ hatte der ÖDP Kreisverband Main-Tauber den Physiker Prof. Dr. Klaus Buchner aus München nach Wertheim eingeladen. Das Thema seines Vortrags lautete „Mobilfunk – Gefahr für die Gesundheit?“ Eine Darstellung der Probleme, aber auch Lösungsvorschläge waren angekündigt.

Und so erlebten die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung Klaus Buchner als äußerst sachkundigen Mahner und Warner, der die wissenschaftlich nachgewiesenen Gefahren der künstlichen Funkstrahlung für Menschen, Tiere und Pflanzen einerseits mit großer Genauigkeit beschreiben konnte, andererseits aber auch Alternativen zur gefährlichen Technologie aufzeigen und Tipps zum verantwortungsbewussten Umgang mit Funkstrahlung geben konnte. 

Buchner, ehemaliger Bundesvorsitzender der ÖDP und bis 2020 EU-Abgeordneter, befasst sich schon seit Jahren mit dieser Thematik. Als Einstieg in den Abend wählte er gleich das brisante Thema „5G“, das derzeit in Deutschland und weltweit eingeführt werden soll bzw. schon eingeführt wurde. Das „Internet der Dinge“, z.B. digital vernetzte Haushaltsgeräte, sollen das Leben erleichtern - aber um welchen Preis? Der dafür nötige erhöhte Datenfluss erfordert die Neukonzipierung des Netzes mit wesentlich erhöhten Frequenzen. Dies bedeutet allein in Deutschland viele Millionen neuer Basisstationen, so dass die Dauerbestrahlung auch für diejenigen zwangsläufig erhöht wird, die die Technologie gar nicht nutzen. Etwa 24.000 neue Satelliten wurden bereits genehmigt, 48.000 sind beantragt. Mehrere Tausend davon wurden bereits ins All geschossen, die nach wenigen Jahren verglühen und mit den enthaltenen Giftstoffen die Umwelt zusätzlich belasten. Neben diesen Gefahren berge die neue Technologie auch die Gefahr der totalen Überwachung. Datensammlungen könnten nicht nur für Werbezwecke genutzt werden, sondern auch zur Beeinflussung des Wählerverhaltens, wie dies z. B. mithilfe des Unternehmens Cambridge Analytica in etwa 40 Ländern bereits stattgefunden habe. „Dies ist eine Gefährdung unserer Demokratie“, so Buchner.

Den Hauptteil seines Vortrags widmete Buchner jedoch den durch die Funkstrahlung verursachten Gesundheitsschäden. Diese gingen von Schlafstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen bis hin zu Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen und Tinnitus. Dass diese Beschwerden auf eine Funkquelle zurückgehen können, werde von Ärzten oft nicht erkannt und „auf die psychische Schiene geschoben“. Doch, so Buchner, seien Auswirkungen der Funkstrahlung auch durch Versuche mit Pflanzen und Tieren bestätigt. So würden Bäume im Nahbereich von Funkmasten schichtweise absterben, falls sie in der Hauptstrahlrichtung eines starken Senders stehen. Weitere Beispiele seien der Verlust des Orientierungssinns bei Bienen sowie Fruchtbarkeitsstörungen und Missbildungen bei Rindern und Schweinen. Wie sich Funkstrahlen ganz konkret auf Zellen auswirken, erläuterte er detailliert an verschiedenen Beispielen. „Viele Menschen leiden an Elektrohypersensibilität, bis hin zu Selbstmorden und Todesfällen – wir sollten das Ganze also nicht zu leicht nehmen“, mahnte Professor Buchner. Leider berücksichtigen die aktuellen Mobilfunkgrenzwerte in Deutschland diese Personengruppen nicht. Etliche unabhängige Studien belegten auch Erbschäden und ein erhöhtes Krebsrisiko. „Ein dramatischer Anstieg bestimmter Gehirntumore in den Bereichen, die der Handystrahlung beim Telefonieren ausgesetzt sind, lässt sich bei uns statistisch in der Bevölkerung nachweisen.“ Handyproduzenten würden daher schon in der Gebrauchsanweisung davor warnen, das Handy direkt ans Ohr zu halten.

Den Grund, weshalb zum Beispiel die Bundesregierung bei einer solch nachgewiesenen Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung nicht tätig werde, sieht der Physiker in der Verflechtung von Lobbygruppen und Behörden. Die ICNIRP (Internationale Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung), die die Grenzwerte vorschlägt, die Strahlen als ungefährlich erklärt und mietfrei im gleichen Gebäude in München sitzt wie das Bundesamt für Strahlenschutz, habe enge Verbindungen zur Mobilfunkindustrie.
Doch Buchner blieb nicht dabei stehen, den Mobilfunk zu kritisieren. Er zeigte auch Alternativen auf, zum Beispiel die Verwendung von Licht- oder Infrarottechnik statt WLAN und statt der neuen, hohen Frequenzen. Hier seien keine Gesundheitsschäden bekannt, eine höhere Datenübertragung sei bei besserer Datensicherheit ebenfalls gewährleistet. Außerdem sei diese Technik energiesparender. Buchner forderte den Stopp des 5G-Ausbaus, da die Schädlichkeit mittlerweile erwiesen sei. 

Den Teilnehmern des Abends gab er unter anderem folgende praktische Ratschläge mit auf den Weg: das Handy nicht ans Ohr halten, sondern ein Headset oder den Lautsprecher benutzen; das Handy nicht am Körper tragen und so oft wie möglich ausschalten, möglichst keine Schnurlostelefone verwenden, WLAN möglichst nicht nutzen oder zumindest nachts ausschalten. Die Kurzstreckenfunkverbindung Bluetooth sah er ebenfalls kritisch. 

In der anschließenden angeregten Diskussion ging Klaus Buchner noch auf viele Fragen ein.

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